Segelfliegen als Sport
Segelfliegen ist eine vom Deutschen Sportbund anerkannte Sportart im Sinne von Leibeserziehung. Die Ausübung des motorlosen Fliegens ist vor allem auch in der Ausbildungsphase ein Sport, der in der Gemeinschaft ausgeübt wird und einen hohen Anteil an körperlicher Betätigung im Freien hat.
Der Segelflug ist eine technische und naturgebundene Herausforderung für den Menschen. Aufregende Erlebnisse stehen im Wechsel mit dem Glücksgefühl der Freiheitserfahrung, das Ganze im Einklang mit den Kräften der Natur, was für den modernen Mensch einen Ausgleich zur Hektik des Alltags darstellt.
Wie in anderen Sportarten gibt es auch im Segelflug die Ausübung ohne Leistungsdruck, rein zum Spaß einerseits, den Spitzensport andererseits und auch die Abstufungen dazwischen. Es gibt viele Aspekte, die den Reiz des Segelflugsports ausmachen, von denen einige hier aufgezählt werden sollen:
- Im Vordergrund steht klar das Erlebnis des nahezu lautlosen, freien Fliegens. Die Faszination, daß man wie ein Vogel die Bewegungsfreiheit auch in der dritten Dimension erleben kann, seine Grenzen in den Naturgesetzen findet und diese intelligent nutzen muß, findet sich in kaum einer anderen Sportart.
- Die Beherrschung eines raffinierten Gerätes, wie es ein modernes Segelflugzeug darstellt, mit einer ausgeklügelten Instrumentierung, ist besonders auch für Jugendliche eine attraktive, und vor allem auch verantwortungsvolle Herausforderung.
- Die Einbettung in die Natur, besonders in das Wettergeschehen, die Nutzung der in Wind und Thermik freigewordenen Sonnenenergie und der Anblick der Landschaft aus der ungewohnten Vogelperspektive sind Gegenpole zu dem erwähnten technischen Aspekt des Segelfluges.
- Befriedigung der Abenteuerlust durch die bei jedem Streckenflug vorhandene Ungewißheit, ob dieser auch gelingt, die häufig drohende Außenlandung mit all ihren Begleitumständen, und die Möglichkeit, fremde Länder auch aus der Luft kennenlernen zu können, bedeuten die Erfüllung von Sehnsüchten und die Entrückung vom Alltag.
- Im Wettkampf mit Gleichgesinnten, gilt es, durch geschickteres Steuern des Segelflugzeugs, bessere Erkennung des Wettergeschehens und überlegtere Flugtaktik die Kameraden zu übertreffen, was auch immer wieder zum Triumph über die eigenen Grenzen führt.
Sportliche Leistungen werden im Segelflug zum Teil dezentral, beispielsweise vom heimatlichen Flugplatz aus, teilweise auch in zentralen Wettbewerben erbracht: Dezentral werden die Flüge zur Erlangung der internationalen Leistungsabzeichen (in Silber und Gold; mit Diamanten) für Streckenflüge über 50, 300 und 500 km sowie für 3000 und 5000 Meter Startüberhöhung absolviert. Ferner werden auch die Streckenflüge für die "Deutsche Meisterschaft im Streckensegelflug", bei der es auch Wertungen für die einzelnen Bundesländer gibt, dezentral erflogen.
Für diese Meisterschaft werden die drei besten Flüge eines Piloten in einer Wertungsklasse während einer Flugsaison, also etwa von Anfang April bis Ende September gewertet, wobei es auch Mannschaftswertungen gibt. Auf der Ebene der Bundesländer kann man sich zu den Landesmeisterschaften über diesen dezentralen Wettbewerb qualifizieren. Daneben gibt es natürlich die zentral durchgeführten Wettbewerbe (Regional-, Landes- und Deutsche Meisterschaften), wobei sich die besten Piloten der Landesmeisterschaften für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren. Alle zwei Jahre finden schließlich Europa- und Weltmeisterschaften statt.
Die einzelnen Segelflugzeugmuster unterscheiden sich aufgrund der Konstruktion in ihren Leistungen, vor allem in der Gleitzahl, so daß Segelflug-Wettkämpfe in folgenden Klassen durchgeführt werden:
Standardklasse (15m Spannweite, starres Profil, Gleitzahl ca. 41)
FAI-15m-Klasse (auch "Rennklasse" genannt, 15m Spannweite, Wölbklappen zur Profilveränderung erlaubt, Gleitzahl ca. 45).
Offene Klasse (die "Formel 1" des Segelflugs; keinerlei Spannweiten- & sonstige Begrenzungen; heute aktuell: ca. 26m Spannweite; Gleitzahl ca. 60)
Clubklasse (Einsteigerklasse, hier sind auch ältere Flugzeugtypen noch konkurrenzfähig; Gleitzahl ca. 30-38)
Doppelsitzerklasse (20m Spannweite , Wölbklappen, Gleitzahl ca.45).
Wie in anderen Sportarten können auch im Segelflug nationale und Weltrekorde erflogen werden: so steht beispielsweise der Weltrekord im Dreiecksflug bei über 1500 km, während die größte, jemals im Segelflug zurückgelegte Distanz seit 1992 bei stolzen 2000 km liegt. Die größte in einem Segelflugzeug erreicht Höhe beträgt 14938 Meter. Der Segelflugzeugbau ist traditionell eine deutsche Domäne: bei den letzten Weltmeisterschaften 1997 in Frankreich entstammten etwa 95 % der Flugzeuge den Werkstätten deutscher Hersteller. Während früher im Segelflugzeugbau Holz und Stoff als dominierende Materialien eingesetzt wurden, werden die modernen Segelflugzeuge aus hochwertigen faserverstärkten Kunststoffen gebaut.